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Equal Pay Day 2021

Aktualisiert: 10. März 2021


Es muss sich etwas ändern!

#Lohngerechtigkeit#ChancenGleichheit#FrauenInFührungspositionen#EqualPayDay

Vor genau 20 Jahren kam ich aus Kroatien nach Deutschland „in ein westliches, liberales und geschlechtergerechtes Land“, so dachte ich zumindest...

In mir war und ist der kroatische-feministische Aktivismus und mein Kampfgeist für eine geschlechtergerechte Welt tief verwurzelt. Dies hat mein Leben in den 90er Jahren stark geprägt. Hier in Deutschland angekommen, studierte ich Politikwissenschaften an der LMU München. Vom feministischen Denken konnte und wollte ich mich nicht lösen. Gleich im ersten Semester stellte ich stolz das Thema meiner ersten Seminararbeit mit folgenden Worten vor: „Da ich eine Feministin bin, werde ich mich dem Thema Frauenrechte in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte der Französischen Revolution“ widmen. Denn der Begriff „Menschen und Bürger“ bezog sich damals nur auf Männer, so erklärte ich weiter. Und Frauen, die etwas gegen die Entscheidungen der französischen Revolutionären hatten, zahlten für Forderung nach Frauenrechten mit ihren Leben, wie der Fall Olympe de Gouges zeigt.

Die Begeisterung im Raum war kaum zu spüren, ganz im Gegenteil. Meine Kommilitone*innen schauten mich verwundert an und dachten sich dabei wahrscheinlich, dass dies alles schon längst vorbei ist und außerdem die Frauen hierzulande gleichberechtigt seien. Entzückend fand ich die Frage, die mir gestellt wurde: „Hast du mal was Schlimmes erlebt?“ Ich antwortete: „Ja, dass im kroatischen Parlament nur 5,1 % Frauen als Abgeordneten saßen.“

Enttäuschend stellte ich relativ schnell fest, dass auch in Deutschland die effektive Gleichstellung bzw. Gleichberechtigung der Geschlechter trotz formaler Anerkennung und zahlreicher Fortschritte lange noch nicht in allen Lebensbereichen Realität geworden ist. Eine systemische Ungleichheit besteht weiterhin auf allen Ebenen, etwa bei Löhnen und Gehältern oder bei politischen Vertretungen und Führungspositionen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind.

Der Gender Pay Gap liegt aktuell immer noch bei 19% nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes. Darüber hinaus wird Ungleichheit zwischen Frauen und Männern durch diskriminierende Einstellungen, Praktiken und Strukturen aufrechterhalten und u.U. sogar noch verstärkt. Die Verdienstunterschiede sind demzufolge strukturbedingt. Frauen arbeiten häufiger in Branchen und Berufen, die schlechter bezahlt werden, sie erreichen seltener Führungspositionen, übernehmen einen Großteil der unbezahlten Erziehungs- und Pflegearbeit und sind daher häufiger in Teilzeit und in Minijobs. Aber auch bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation erhalten sie im Durchschnitt pro Stunde 6% weniger Lohn als Männer.

In diesem Jahr haben wir Frauen bis zum 10. März umsonst gearbeitet! Denn der Equal Pay Day steht für den Tag, bis zu dem Frauen rein rechnerisch unentgeltlich arbeiten, während Männer schon seit Jahresbeginn bezahlt werden.

Es muss sich etwas ändern!


Jagoda Rosul-Gajic


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